Mehr als nur ein Behördenapparat: Die faszinierende Geschichte der elektronischen Schreibmaschine
Die elektronische Schreibmaschine mag heute in vielen Ohren einen leicht angestaubten Klang haben, doch ihre Geschichte ist geprägt von Innovationen und spielte eine bedeutende Rolle in der Entwicklung der modernen Textverarbeitung.
Weit entfernt vom reinen "Behördenapparat" der 70er und 80er Jahre, war sie ein wichtiger Schritt zwischen der rein mechanischen Schreibmaschine und dem Personal Computer.
Die elektromechanischen Anfänge:
Die ersten Schritte zur elektronischen Schreibmaschine waren elektromechanischer Natur. Anstelle rein mechanischer Verbindungen übernahmen Elektromotoren und einfache elektronische Schaltungen bestimmte Funktionen wie den Wagenrücklauf oder die Tabulatorsteuerung. Diese Modelle boten bereits einen höheren Bedienkomfort als ihre rein mechanischen Vorgänger.
Die Revolution der IBM Selectric (1961):
Ein Meilenstein in der Geschichte der elektronischen Schreibmaschine war die Einführung der IBM Selectric. Anstelle von Typenhebeln verwendete sie eine kugelförmige Typenwalze (Typenball, Kugelkopf), die sich drehte und kippte, um die Zeichen auf das Papier zu schlagen. Dies ermöglichte höhere Schreibgeschwindigkeiten und einen leiseren Betrieb. Zudem war der Typenball austauschbar, was den Wechsel von Schriftarten revolutionierte.
Der Aufstieg der Daisywheel-Technologie (Schreibmaschinen mit austauschbaren Typenrädern):
In den 1970er Jahren setzte sich die Daisywheel-Technologie immer mehr durch. Hierbei waren die Zeichen an den Enden von flexiblen "Blütenblättern" (engl. daisy petals) angebracht. Diese Technologie bot eine hervorragende Druckqualität und ermöglichte ebenfalls den einfachen Austausch von Schriftarten. Viele der elektronischen Schreibmaschinen von TA Triumph-Adler und Twen nutzten diese Technologie.
Die Blütezeit der elektronischen Schreibmaschine:
Die 70er und 80er Jahre waren die Blütezeit der elektronischen Schreibmaschine. Sie boten Funktionen wie Speicher für kurze Textbausteine, automatische Korrekturmöglichkeiten (mit Korrekturbändern wie dem Lift-Off-Verfahren) und einfache Textformatierungen. Sie wurden zum Standardwerkzeug in Büros weltweit und erleichterten die Texterstellung erheblich. Modelle mit Displays ermöglichten eine Vorschau des Textes vor dem Druck, was die Fehlerkorrektur weiter verbesserte.
TA Triumph-Adler und Twen als wichtige Akteure:
Auch TA Triumph-Adler und Twen spielten eine bedeutende Rolle in dieser Ära. Sie entwickelten und produzierten eine breite Palette an elektronischen Schreibmaschinen, die für ihre Zuverlässigkeit und ihre innovativen Funktionen bekannt waren. Die Möglichkeit, Schriftarten einfach über austauschbare Typenräder zu wechseln, war ein wichtiges Verkaufsargument.
Der Übergang zur Textverarbeitung:
Mit dem Aufkommen der Personal Computer und dedizierter Textverarbeitungssysteme in den späten 80er und 90er Jahren begann der Stern der elektronischen Schreibmaschine langsam zu sinken. Die Flexibilität, die Speicherkapazität und die vielfältigen Formatierungsmöglichkeiten der Textverarbeitungsprogramme übertrafen die Möglichkeiten der elektronischen Schreibmaschine bei weitem.
Die Nische in der modernen Welt:
Dennoch haben elektronische Schreibmaschinen bis heute ihre Nische gefunden. Sie bieten eine einfache, ablenkungsfreie Schreibumgebung und sind für bestimmte Aufgaben, wie das schnelle Verfassen von Briefen oder das Ausfüllen von Formularen, nach wie vor praktisch. Zudem erleben sie, wie wir gesehen haben, eine Renaissance im kreativen Bereich und als bewusst gewählte analoge Alternative.
Die Geschichte der elektronischen Schreibmaschine ist somit mehr als nur die Geschichte eines veralteten Bürogeräts. Sie ist ein faszinierendes Kapitel in der Evolution der Texterstellung und ein Zeugnis des menschlichen Erfindungsgeistes, der den Weg für die moderne Textverarbeitung ebnete. Und auch heute noch, in einer digitalen Welt, kann sie ihren ganz eigenen, analogen Charme entfalten.